Chronik

Kurzchronik der Freiwilligen Feuerwehr Vachendorf

 

 

„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!“ Diesen Wahlspruch hat die Freiwillige Feuerwehr Vachendorf in ihrem hundertfünfundzwanzigjährigen Bestehen durch Hingabe an die Sache und Einsatzfreudigkeit immer wieder durch die Tat bewiesen. Es lohnt sich, aus diesem Anlaß die Vereinsgeschichte näher zu beleuchten.

 Von altersher galt der Grundsatz, daß  im Notfall jeder für jeden einzustehen habe. So hatte für die Feuersgefahr jeder Hauswirt private Löschgeräte (Feuereimer, Löschbesen und Laterne) bereitzuhalten, die Gemeinde zur Ergänzung dieser Ausrüstung lediglich Feuerleitern und Feuerhaken. Mit dem Heraufkommen des Maschinenzeitalters machte der technische Fortschritt  auch vor dem Löschwesen nicht halt. Neuartige, mit Muskelkraft zu betreibende „Feuerspritzen“, beruhend auf dem Saug - und Druckprinzip, wurden gebaut und immer mehr verbessert. Zur Bedienung einer solchen Spritze benötigte man eine Mannschaft von Spezialisten. Aus dieser Notwenigkeit heraus ergab sich von selbst  die Gründung von Mannschaftsfeuerwehren.

 Die beiden Gemeinden Vachendorf und Holzhausen schafften sich 1861 eine Vierrädrige Druckmaschine der Firma Kirchmair, München,  zum Preis von 600 Gulden an. Einen Verein gab es aber noch nicht. Um 1862 sollte die Spritze die erste Bewährungsprobe beim Brand von Grabenstätt bestehen. Die 33 Vachendorfer Feuerwehrmänner fanden rühmliche Erwähnung, vor allem der Vachdorfer Wirt Franz Steffel. Der Grabenstätter Bürgermeister bedankte sich in einem rührenden Brief für den selbstlosen Einsatz dieser Männer.

 Am 4. Juni 1874 gründen die Gemeinden Vachendorf und Holzhausen , wie vor ihnen schon andere, eine gemeinsame Freiwillige Feuerwehr mit Vereinscharakter. Mit Vollzugsanzeige vom 6. Juni 1874 melden sie dem Kgl. Berzirksamt Traunstein, daß die Löschordnung in beiden Gemeinden verkündet und die Bestellung der Feuereimer für jedes Haus vorgenommen wurde; weiters die Laternen, Feuerhaken in vorschriftsmäßiger Zahl vorhanden sind.

Im Benehmen mit den drei Führern wählten die Gemeindeverwaltungen Vachendorf und Holzhausen als Kommandanten Josef Häuserer, Mühlen, als dessen Stellvertreter Stefan Krempel, ebenfalls Mühlen. Als Fahrer der Spritze wurden Franz Steffel, Wirt in Vachendorf, Josef Mayr, Bauer in Vachendorf, und Andreas Humhauser, Bauer in Vachendorf, gegen Entschädigung bestimmt. Feuerreiter wurde, da er ersteres Geschäft einem seiner Knechte zu verrichten überließ, Postwirt Franz Steffel.

 Am 15. Juni 1877 besteht die Wehr aus 10 Steigern, 18 Mann zur Spritze und 20 Ordungsmännern. Der größte Teil der Mannschaft läßt „viele Lust und warmen Eifer“ erkennen.

Am 23. Oktober 1877 gibt die Gemeinde Holzhausen dem Vorstand Franz Steffel bekannt, daß sie eine selbständige Feuerwehr gebildet hat und erklärt ihren Austritt aus dem Feuerwehrverband Vachendorf.

Ortschaften mit über 15 Häusern waren verpflichtet, eine Nachtwache einzurichten. Die Ortsbürger wechselten in bestimmter Reihenfolge ab. Als äußeres Zeichen wurde der „Patrouillenstecken“ (altes Bajonett auf einem Holzstiel) getragen. Wache wurde in den Sommermonaten von 10 bis 2 Uhr gehalten. Die Sicherheitswache wurde, da sie in Vergessenheit geraten war, auf behördliche Anordnung 1885 wieder eingeführt und von der Kgl. Gendarmerie überwacht. Für die Sommermonate 1885 wurde sie, da „wiederholte und ernste Störungen in der Gemeinde nicht vorgekommen sind, auf die Dauer der Sommermonate sistiert“.

1886 erfolgte in Grabenstätt eine „Inspektion des Bezirks-Feuerwehr-Verbandes Traunstein“ ( 7 Wehren am Ostufer des Chiemsees). Die Vachendorfer Wehr rückte mit 33 Mann und der vierrädrigen Druckmaschine der Firma Kirchmair, München, die Holzhauser Wehr mit 27 Mann und einer vierrädrigen Saug- und Druckmaschine der Firma Stiefer, Nürnberg, an.

 1889 wurde das Feuerlöschhaus an der südöstlichen Ecke des Friedhofes zu klein, da sich die Requisiten mehrten und eine neue Spritze anzukaufen beabsichtigt war. Das neue Gerätehaus wurde an der nordöstlichen Ecke das Friedhofs (Schulgarten) angebaut; es diente bis 1965 seinem Zweck.

 1890 wurde dann eine vierrädrige Saug- und Druckspritze der Firma Braun, Nürnberg, zum Preis von 1850 Mark angeschafft.

 Im Juni 1890 fand in Vachendorf eine Vertretertagung sämtlicher Feuerwehren des Bezirks Traunstein statt.

 1898 bildete sich eine eigene Wehr in Wimpasing, bei der auch die Männer von Traundorf, Gastag, Alferting und Stocka ihren Feuerwehrdienst ableisteten.

Wimpasing besaß zu dieser Zeit ein eigenes Feuerwehrhaus und eine in Haslach ausgediente Spritze.

Noch 1931 erwähnt das „Traunsteiner Wochenblatt“ den Einsatz der Wimpasinger Wehr beim Brand des Bergeranwesens in Seiboldsdorf. Die Wimpasinger Feuerwehr war aber immer mit der Haslacher verbunden.

Nach dem 2. Weltkrieg diente das Feuerwehrhaus in Wimpasing als Geräteschuppen, bis es 1978 dem Straßenbau zum Opfer fiel.

Die große Bewährungsprobe für die Vachendorfer Wehr und überhaupt die Wehren der Umgebung sollte am 27. August 1891 kommen. Der Spengler hatte am Turmgesimse einen Blechschutz anzubringen und der Zimmermann das Scharschindeldach des Langhauses der Pfarrkirche auszubessern. Pfarrer Gierlinger berichtet:

 „... Schon war diese Arbeit bis aufs Löten fertig, und auch der Zimmermann hatte auf dem First nur noch ettliche Schindel zu ergänzen – da kommt min Baumann (Freitag, 9.45) in mein Zimmer gerannt mit dem Rufe: Das ganze Kirchendach steht im Rauch! Sogleich renne ich in den Turm, schlage die Sturmglocke an und rette das Allerheiligste und die Kelche in den Pfarrhof, sehe jedoch schon bei meinem dritten Rettungsversuch, wie die Brände vom Langhaus herab durch das sog. Himmelloch auf das Pflaster fallen. Von da an bleibe ich im Pfarrhof, um die Kircheneinrichtungen, die dahin gebracht werden, in sicheren Gewahrsam zu nehmen und vor unbefugten Händen zu schützen. Gar schauerlich lodert und prasselt das Feuer. Unter den Kommandorufen der Feuerwehren mischt sich das Jammergeschrei der Dorfbewohner. Ein heftiger Windhauch weht gegen Osten und übersät das ganze Dorf mit brennenden Schindeln – beim Langmair und Brunnleitner ist bereits der Getreidespeícher vom Brand ergriffen - , und das ganze Dorf gilt als verloren. Die erschienenen 13 Feuerwehren, die an der Kirche nichts mehr zu retten haben, wenden all ihre Kraft und Kunst auf, die bedrohten Häuser vor Schaden zu bewahren, was ihnen auch gelang.

Was ist die Ursache? Der Spengler mit seinem Lötofen oder der Zimmermeister mit seiner Tabakspfeife? Sie wissen es selbst kaum recht. Im Inneren der Kirche wurde nur die Orgel beschädigt, die Kircheneinrichtung fast ganz gerettet. Von der Sakristei verbrannten nur die Böden und Kästen im oberen Teil.

 Manche Feuerwehrmänner strengten sich heldenmütig an, begaben sich in Gefahr und ohne einen Bissen zu genießen, waren sie in voller Tätigkeit. Rühmende Erwähnung verdienen die Maxhüttler. Weil der dortige Wirtschaftspächter die Einspann verweigerte, zogen sie die Spritze eigenhändig bis zum Morgensternwirt, wo dann ein Ochsengespann den Zug übernahm...“

 1893 wurden in 7 Ortschaften der Gemeinde je eine Wasserreserve gebaut; sie stehen noch heute als solche zur Verfügung.

 Ab 1. Januar 1941 war jeder Haushalt verpflichtet, eine Luftschutz-Handspritze anzuschaffen. Da es in der letzten Kriegszeit an Männern fehlte, wurde im Februar 1945 auf polizeiliche Verfügung eine Frauengruppe (9 Frauen) für den Feuer- und Katastrophenschutz gebildet und zur regelmäßigen und pünktlichen Teilnahme an den Übungen verpflichtet.

Die Druckspritze von 1861 wurde im Zweiten Weltkrieg aus kriegswirtschaftlichen Gründen ausgeschlachtet. Zu der aus dem Jahr 1890 stammenden Saug– und Druckpumpe kam 1945 eine Tragkraftspritze aus der aufgelassenen MUNA in Traunreut, die 1953 durch eine neue Tragkraftspritze ersetzt wurde. Im Sommer 1960 kaufte die Gemeinde einen gebrauchten Unimog, der auch als Feuerwehrfahrzeug diente. 1963 gab man die alte Feuerspritze (1890) zum Verschrotten.

Nun war man vollmotorisiert.

Mit dem Ausbau der zentralen Wasserversorgung durch die Mühlener Gruppe Mitte der sechziger Jahre ging auch eine wesentliche Verbesserung der Löschkapazität durch Aufstellung von Hydranten in den einzelnen Ortschaften einher.

1967 konnte die Feuerwehr ein neues Feuerwehrgerätehaus mit Trockenturm beziehen, das nach Auflassung der alten Schule Hand in Hand mit deren Umbau enstanden war. 1968 erhielt am Peter-und-Paul-Tag das  neue Löschfahrzeug „Ford Transit TS 8“ die kirchliche Weihe. 1972 wurde zur Erhöhung der Leistungfähigkeit der Feuerwehr eine neue Tragkraftspritze (TS 8/8) angeschafft. Dazu kam noch eine Schaumlöschanlage. Als Miteigentümerin von 2 Feuerwehrgeräten mit Standort Siegsdorf und Chieming könnte auch die Vachendorfer Wehr bei Heustocküberhitzung wirksam eingreifen.

Am 28. Juli 1974 feierte die Feuerwehr ihr einhundertjähriges Bestehen. Gleichzeitig wurde die erste Fahne der Feuerwehr geweiht. Bei herrlichem Wetter fanden sich 70 Vereine und 6 Musikkapellen ein.

Maßgebliche Personen und Vereine waren beim 100-jährigen Gründungsfest mit Fahnenweihe:

Ehrenpräsidium:                Leonhard Schmucker, Landrat                                                                                                  

                                          Georg Klauser, 1. Bürgermeister

                                           Franz Winter, Kreisbrandrat

Festleiter:                           Johann Berreiter, Kommandant

Stellvertretende Festleiter:Alois Wendlinger, Franz Lapper

Festbüro:                           Josef Heigermoser, Nikolaus Diener

Finanzen:                          Franz Haberlander, Konrad Spiegelsberger

Festmusik:                        Trachtenkapelle Holzhausen-Vachendorf

Fahnenmutter:                   Irmengard  Berreiter

Fahnenbraut:                     Marianne Wagner, Vachendorf

Patenverein:                      Freiwillige Feuerwehr Holzhausen

Patenjungfrau:                  Christine Murner

Der Vereinsausschuß setzte sich zusammen aus:

Alois  Wendlicher, 1. Vorsitzender,

Johann Berreiter, 2. Vorsitzender, 1. Kommandant,

Franz Lapper, 2. Kommandant,

Josef Heigermoser, Schriftführer,

Konrad Spiegelsberger, Kassier,

Karl Schmid, Fähnrich, sowie den

Beisitzern Georg Wagner, Georg Huber, Leonhard Hartl.

Wesentlich verbessert wurde die Schlagkraft der Feuerwehr Vachendorf  durch die Anschaffung eines neuen LF8 (Daimler – Benz) mit Atemschutzgeräten mit Ersatzflaschen, Notstromaggregat, Rettungsspreizer, Rettungsschere und Greifzug zur technischen Hilfeleistung. Das neue Fahrzeug sowie die neuen Gerätschaften wurden am 15. Juni 1980 durch H. H. Pfarrer Zunhammer geweiht.

Eine in das LF 8 unter Mithilfe der Firma Prambs eingebaute Poly-Schaumlöschanlage war die Anschaffung des Jahres 1986. Somit war die Vachendorfer Wehr zusammen mit der Feuerwehr Eisenärzt eine der ersten Feuerwehren im Landkreis Traunstein, die über eine solche Anlage verfügen konnte. Der Preis betrug ca. 10.000 DM, wovon etwa 3.000 DM von der Feuerwehr beigesteuert wurden.

Am 31.05. 1992 wurde das neue Feuerwehrhaus eingeweiht. Am Umbau beteiligten sich die Aktiven mit 330 Arbeitsstunden.

Das 120– Jahr- Jubiläum konnte am 24.09.1994 im kleinen Rahmen gefeiert werden. Eingeladen waren die Ortsvereine und der Patenverein, die FFV Holzhausen.

Zur Zeit verfügt die Vachendorfer Wehr über 52 Aktive, denen bei mehreren Gelegenheiten von der KBI ein guter Ausbildungsstand bescheinigt wurde.  

Unsere Jugendgruppe konnte ihr Können bei mehreren Kreisjugendfeuerwehrtagen unter Beweis stellen.

Die Mitgliederzahl konnte im Laufe der 125-jährigen Vereinsgeschichte auf 330 gesteigert werden.

Diese Kurzchronik wurde zusammengestellt aus der Chronik der Feuerwehr Vachendorf von H. Liebl, der Ortschronik von Vachendorf von H. Schneider und Unterlagen der Freiwilligen Feuerwehr Vachendorf.